Perotin

(1160-1240)

Mit dem älteren Leonin war Pérotin der erste Großmeister der überlieferten mehrstimmigen Musik Europas, die wohl prägende Figur der Musikgeschichte in der Hochgotik. Pérotin war der berühmteste Vertreter der Pariser Notre-Dame-Schule, die damit begann, den einstimmiger Gesang der katholischen Liturgie mehrstimmig auszuarbeiten. Zunächst durch Hinzufügung einer zweiten Stimme nach bestimmten Regeln, die noch Quarten und Quinten als Konsonanzen, Terzen und Sexten jedoch als Dissonanzen betrachtete. Die vorgegebene Stimme des liturgischen Gesangs lag bei diesen ersten mehrstimmigen Werken als ruhig bewegte Basis der Musik im Tenor, hinzu kam eine bewegtere, stark rhythmisierte Oberstimme. In diesem sogenannten Organum-Verfahren komponierte Pérotin vora llem Hymnen und Sequenzen, aber auch Vertonungen des Mess-Ordinariums, von denen allerdings nur einzelne Teile erhalten blieben, die tatsächlich ihm zugeschrieben werden können. Den Oragnum-Stil beherrschte Pérotin jedenfalls meisterlich. Schon die Zeitgenossen verliehen ihm dem Beinamen »der Große«.
Das Hilliard Ensemble hat einige der wichtigsten Werke Pérotins schon Ende der Achtzigerjahre für das Label ECM aufgenommen und läßt hören, was die Zeitgenossen an dieser Musik als bahnbrechend empfunden haben mögen: Die Gesänge verströmen eminente Kraft und eine herbe Schönheit.
Die CD wurde zu einem der Klassiker der Aufnahmen früher europäische Mehrstimmigkeit.



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